Mattensplitter

(Re-)Aktivierung von Vereinen schwierige Aufgabe

Geschrieben von Thomas Meyer

Zuletzt wurden die schwierigen Verhältnisse beim KSV Erkenschwick thematisiert, welcher händeringend nach einem Trainer sucht, jedoch bislang kein Glück bei diesem Unterfangen hat. Folglich ruht der Sportbetrieb beim Traditionsclub – leider.

Der KSV Erkenschwick ist jedoch nicht der einzige Verein, der mit solchen oder ähnlichen Problemen zu kämpfen hat. In den letzten zwei bis drei Jahren gab es nicht nur die ein oder andere Vereinsneugründung, sondern auch einige gescheiterte Versuche, Ringen als Vereinssport zu etablieren bzw. ruhende oder gar abgemeldete Abteilungen wieder zu revitalisieren. Diese Versuche geschehen meist im Hintergrund und werden von einem Großteil der Ringkampfsportanhänger nicht wahrgenommen.

So strebte vor geraumer Zeit – es war im Jahre 2016 - das Präsidium des Ringerverbandes NRW an, dem Ex-Bundesligisten SG Köln-Worringen wieder auf die Beine zu helfen. Es gab Gespräche u.a. mit dem Vorstand des Gesamtvereins, der einer Reaktivierung der Ringerabteilung sehr offen gegenüberstand. „Mer han noch alles vun domols. Mer bruche nur ene, dä de Halledür opschleeß.“ („Wir haben noch alles von damals. Wir brauchen nur einen, der die Hallentür aufschließt“.) sprach der Clubvorsitzende in perfektem kölschen Dialekt und offenbarte hierbei schon so etwas wie Vorfeude darauf, dass die Tradition weitergeführt werden könnte. Mögliche Trainer hatte Leistungssportkoordinator Ayhan Aytemiz bereits in der Hinterhand gehabt. Doch letztlich gelang es der Abteilung nicht, die erforderliche Eigeninitiative einzubringen. Nach einiger Zeit war die Mission Worringen dann wieder eingeschlafen und beendet.

Gut ausgesehen hatte es dagegen im Falle der SG Monheim. Hier handelt es sich um einen Mehrspartenverein, gelegen zwischen den Rheinmetropolen Köln und Düsseldorf. Dieser hatte bereits eine Ringerabteilung mit regelmäßigem Trainingsbetrieb unter Übungsleiter Sedat Akman (früherer Ringer des SC Solingen und des RC Eilendorf) installiert. Somit konnte man mit einem baldigen Aufnahmeantrag in unseren Verband fast schon rechnen. Doch plötzlich war Ringen auf der HP des Clubs wieder aus dem Angebot verschwunden – die Gründe sind bislang unbekannt. Sehr schade, denn Monheims junger Bürgermeister Daniel Zimmermann von der ansonsten unbekannten PETO-Partei stand damals hinter dem Angebot – zumindest wenn man der örtlichen Presse Glauben schenken darf. Über beispielsweise Austauschprogramme etc. hatte er sich tiefere Beziehungen zur Türkei versprochen, wo der Ringkampf ja enorme Popularität besitzt und deshalb die richtige Disziplin für solche Projekte wäre. Doch dazu sollte es wohl nicht kommen.

Im letzten Jahr war es der ASV Essen-West 03, der Hoffnung auf eine Wiederkehr machte. Der Verein verfügte bereits über eine Gruppe von ca. zehn Ringern samt dazugehörigem Trainer. Es gab nur noch kleine Details zu klären – und plötzlich stand Macher Wolfgang Stankowiak wieder alleine da. „Von heute auf morgen waren sie alle weg. Nun bin ich wieder bei null.“ sagte er anlässlich der 125 Jahre-Jubiläumsfeier des AC Mülheim 92 sichtlich frustriert. Damit war auch dieses Projekt vorerst zerschlagen, wobei Stankowiak die Hoffnung auf eine Rückkehr noch nicht aufgeben will. Drücken wir ihm die Daumen, dass er erfolgreich sein wird.

Ganz aktuell ist ja noch die Idee des BAC Paderborn, wieder mit einer Ringerabteilung ins Rennen zu gehen. Hier mangelte es dem Vorsitzenden des Gesamtvereins, dem ehemaligen Mittelgewichts-Ringer Hartmut Kell, nicht nur an einer Ringermatte, sondern primär einfach an der nötigen Unterstützung. Fehlende Hilfe und zu wenig Leute - das alte Lied. Die Bestrebungen des BAC konnten somit nur von kurzer Dauer sein.

Gerüchte über eine mögliche „Wiederauferstehung“ hörte man in jüngerer Vergangenheit beispielsweise auch über den VfB Remscheid oder den schon lange nicht mehr ringenden TV Frischauf Hilgen – passiert ist jedoch nichts. Es blieb bei Gerüchten – die möglicherweise mit der Realität ohnehin nicht übereinstimmten - oder zaghaften Versuchen, die schon zerschlagen wurden, bevor der Vereinsaufbau überhaupt richtig begonnen hatte.

Das Gründen von Ringervereinen ist ein schwieriges Unternehmen. Dabei wären Leute, die Pionierarbeit leisten, für unseren Sport eminent wichtig. Unseren Verband wieder auf ein breiteres Fundament zu bauen, muss ein zentrales Ansinnen für die nächsten Jahre und Jahrzehnte sein. Keine leichte Aufgabe. Aber vielleicht gelingt es ja, an der ein oder anderen Stelle einen weißen Fleck auf der Ringer-Landkarte verschwinden zu lassen.