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Erstellt: Dienstag, 03. August 2021 10:32
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— Geschrieben von Thomas Meyer
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Es ist nun einen Tag her, dass Aline Rotter-Focken vom KSV Germania Krefeld nicht nur den RV NRW und DRB, sondern gleich die gesamte Republik in ein kollektives Glücksgefühl versetzt hat. Nicht wenige Freudentränen sind geflossen. Und es ist der verdiente Lohn für ihre jahrelange harte Arbeit. OLYMPIASIEGERIN – das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen! Man kann es gar nicht oft genug aussprechen, auch wenn es jedes Mal aufs Neue eine Gänsehaut heraufbeschwört, die sich den Rücken herauf und herab auszubreiten vermag.
Aline hat eine Wahnsinnsleistung abgeliefert, war im richtigen Moment in Höchstform und hat mit technisch-taktischer Meisterleistung alle Konkurrentinnen distanzieren können. Wir alle hatten vor unseren Fernsehern gesessen, haben feste die Daumen gedrückt und sind von Kampf zu Kampf immer euphorischer geworden. Ein Sieg im Finale gegen die Favoritin Gray (USA) schien möglich – und tatsächlich sollte es so kommen. Das 7:3 war letztlich gar souverän, wobei die Nerven aller Beteiligten und Fans dennoch bis zum Reißen strapaziert waren, ja geradezu blank gelegen haben.
Mit ihrem Sieg hat Aline nicht nur als erste Deutsche eine olympische Medaille im Ringen gewonnen, sondern auch das bislang erste und einzige Gold für ein „Kind“ des RV NRW. Die Einträge in die Geschichtsbücher sind der Vorzeigeathletin somit sicher. Und obendrein kommt unser Sport endlich in die (positiven) Schlagzeilen, auf die wir schon lange gewartet haben. In Zeiten, in denen die Gleichberechtigung der Frau rund um den Globus auf der Agenda steht, wo Mixed-Wettbewerbe im Trend liegen und Frauenförderung auch im Sport eine gewichtige Rolle spielt, ist solch ein Titel in einer vermeintlichen Männerdomäne vielleicht doppelt wertvoll. Sie wird dem Ringkampfsport helfen, das in der Öffentlichkeit etwas angekratzte Image deutlich aufzupolieren. Eine bessere Werbung für das Ringen kann es nicht geben! Obendrein sollte die Erkenntnis, dass das Frauenringen ein unverzichtbarer Teil unserer Sportart ist, auch bei den letzten verbliebenen Skeptikern endlich angekommen sein.
An dieser Stelle herzlichste Glückwünsche an Aline, die uns ja schon seit so vielen Jahren mit ihren Siegen, Erfolgen, Medaillen und ihrer sympathischen Art so viel Freude bereitet hat!
Die 30jährige wird ihre beispiellose Karriere nun leider beenden und in ihrer neuen Heimat Triberg das Leben nach dem Leistungssport beginnen. Ihr letzter Kampf war der wichtigste in ihrer langen Laufbahn, und auf dem Höhepunkt tritt sie nun zurück. Schade, denn die vielen erfreulichen Nachrichten werden uns fehlen.
Wir hoffen, dass sie dem Ringen dennoch noch lange erhalten bleiben wird, in welcher Funktion auch immer. Die erfolgreichste Athletin der deutschen Ringergeschichte darf einfach nicht von der Bildfläche verschwinden - und von der Ringermatte schonmal gar nicht! Zu groß sind ihre Verdienste.
Alles Gute für die Zukunft, liebe Aline!
(Foto: Kadir Caliskan/UWW)
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Erstellt: Sonntag, 04. Juli 2021 20:25
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— Geschrieben von Thomas Meyer
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„Das Beste kommt zum Schluss“ ist eine berühmte Redewendung. Aus Sicht des Ringerverbandes NRW hätte diese bei den in Dortmund ausgetragenen Junioren-Europameisterschaften nicht besser passen können. Am letzten Veranstaltungstag nämlich holte Greco-As Samuel Bellscheidt (Foto) vom KSK Konkordia Neuss in der 72 kg-Klasse doch noch den ersehnten Podestplatz: Ein 8:3-Punktsieg im kleinen Finale gegen den Türken Dogan brachte ihm die Bronzemedaille ein, nachdem er zuvor im Halbfinale gegen den Ungarn Toesmagi noch mit 2:5 das Nachsehen gehabt hatte. Dies ist bereits das dritte internationale Edelmetall für den Neusser, dessen Erfolgsliste lang und länger wird. Hier wächst ein echter Diamant heran.
Dabei waren die Greco-Wettkämpfe zuvor noch etwas unglücklich für die NRW-Athleten verlaufen: Etwas vom Pech verfolgt waren nämlich Samuels Bruder Aaron (67 kg) sowie Vereins- und Trainingskamerad Deni Nakaev (77 kg). Aaron Bellscheidt verlor im Achtelfinale nach starker Leistung denkbar knapp mit 1:1 gegen den Georgier Ochigava, welcher später im Kampf um Platz drei gestanden hatte und diesen auch technisch überlegen für sich entscheiden konnte. Man kann sich ausmalen, was für Aaron im Falle eines Sieges gegen den Georgier möglich gewesen wäre. Stattdessen kam leider das frühzeitige Aus, wobei Aaron aufgrund seiner Jugend aber sicherlich noch weitere Chancen erhalten wird, den ganz großen Coup zu landen.
Ausbaufähig gelaufen war es auch für Deni Nakaev, welcher nach zwei überzeugenden Siegen dem Türken Saricicek 0:7 unterlag. Da dieser das Finale später knapp verpasste, war trotz einer starken Vorstellung auch für Deni das Turnier vorbei.
Einen ersten schönen Erfolg für den RV NRW hatte es schon am vierten Wettkampftag gegeben, als Jennifer Rösler vom AC Ückerath die deutschen Farben vertreten hatte. Obwohl sie zu den Jüngsten in ihrer Gewichtsklasse (72 kg) gehört hatte, konnte sie sich weit nach vorne kämpfen und nach zwei siegreichen Kämpfen und ebenso vielen Niederlagen über Platz fünf freuen. Wie nah auch sie an einer Medaille war, bezeugt die Tatsache, dass sie gegen die Silbermedaillengewinnerin Molnar (Slowakei) lange Zeit geführt hatte. In diesem komplett offenen Kampf schien in Runde zwei beim Stand von 4:4 alles möglich, bevor sich Jennifer plötzlich auf beiden Schultern wiedergefunden hatte.
Am Rande der Veranstaltung war unserem Kampfrichter Marvin Manz durch Top-Referee Antonio Silvestri die internationale UWW-Lizenz verliehen worden. Ein tolles Ereignis abseits der Geschehnisse auf der Matte! Künftig wird der Name Manz im internationalen Kampfrichterwesen also gleich zweimal vertreten sein – eine Konstellation, wie sie nicht allzu oft vorkommt. Vater Uwe Manz darf stolz auf seinen Sohn sein – und dieser natürlich auch auf sich selbst!
Der RV NRW gratuliert allen Genannten herzlich zu den erbrachten Leistungen!
Samuel Bellscheidt